
AG Interkulturelle Kommunikation
Der Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation des Charité Comprehensive Cancer Center stellt einen Teil der Versorgungsforschung dar, der sich mit der Krebsversorgung von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund beschäftigt.
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Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund
Untersuchungen haben ergeben, dass die Nutzung und Inanspruchnahme von Regeldiensten und Versorgungseinrichtungen des Gesundheitswesens bei Menschen ausländischer Herkunft deutlich geringer ist als bei Menschen ohne Migrationshintergrund.
Der Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation möchte mit der Entwicklung und Durchführung von migrationssensiblen Projekten und Studien Gemeinsamkeiten und Unterschiede onkologischer Erkrankungen aus verschiedenen kulturellen Kontexten untersuchen und somit zu einer nachhaltigen Verbesserung der Krebsversorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten mit Migrationshintergrund beitragen.
Projekte und Studien
Expression V: Studie zur transkulturellen Arzt-Patientinnen-Beziehung


Welchen Einfluss haben kulturelle Unterschiede auf die Arzt-Patientinnen-Kommunikation und das Therapiemanagement?
Das untersucht jetzt die Charité – Universitätsmedizin Berlin in der Studie "Expression V".
Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit Eierstock-, Eileiter-, Bauchfell- oder Brustkrebs können an der Online-Befragung teilnehmen. Ziel ist es, die medizinische Versorgung von Patientinnen mit Migrationshintergrund nachhaltig zu verbessern.
Gynäkologische Krebserkrankungen sind eine besondere Herausforderung für die betroffenen Frauen, ihr familiäres Umfeld und für die behandelnden Ärzte. Eine zentrale Rolle spielt die Beziehung zwischen der Patientin und dem Arzt. Hindernisse wie Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede können sich ungünstig auf die Therapie auswirken. Das Charité Comprehensive Cancer Center und die Klinik für Gynäkologie am Campus Virchow-Klinikum (CVK) möchten mit der Studie die besonderen Bedürfnisse von Migrantinnen in der onkologischen Versorgung berücksichtigen und damit gleiche Gesundheitschancen gewährleisten.
Anhand eines standardisierten Online-Fragebogens werden die Erwartungen und Therapiewünsche von Patientinnen mit türkischem, arabischem und russischem Migrationshintergrund erhoben. Als Vergleichsgruppe werden parallel dazu deutschsprachige Patientinnen befragt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Zufriedenheit der betroffenen Frauen mit den Therapieergebnissen, der Beurteilung der Arzt-Patientinnen-Beziehung und auf Verbesserungsvorschlägen für das Therapiemanagement. Die Ergebnisse der Befragung sollen anschließend in den Klinikalltag integriert werden.
IPIKA und IPIKA Plus

Titel des Projekts:
IPIKA – Interprofessionelles und Interkulturelles Arbeiten in Medizin, Pflege und Sozialdienst und IPIKA Plus
Projektleitung:
- Prof. Dr. Jalid Sehouli, Direktor, Klinik für Gynäkologie CVK
- Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor, Charité ComprehensiveCancer Center
- Prof. Dr. Theda Borde, Alice Salomon Hochschule Berlin
Hintergrund des Projekts:
Die gesellschaftliche und soziokulturelle Vielfalt Berlins spiegelt sich auch im Klinikalltag der Charité wider, die aufgrund ihres niedrigschwelligen Zugangs und den sehr zentralen Standorten in der Stadt oft die erste Anlaufstelle auch für Patient*innen mit Migrationsgeschichte ist.
Kommunikationshürden, kulturelle Missverständnisse, geringe Kennnisse über die Zusammenhänge zwischen Migration und Gesundheit Seitens des Klinikpersonals aber auch mangelnde interprofessionelle Kooperationen führen in der Versorgung von Patient*innen mit Migrationsgesichte und Fluchterfahrung oft zu Fehldiagnosen, Fehlversorgung und zu einer längeren Krankenhausverweildauer.
Um die medizinische Versorgung migrations- und kultursensibler zu gestalten und genau diesen Defiziten entgegenzuwirken wurde im Rahmen des Förderprogramms „Operation Team – Interprofessionelle Fortbildungen in den Gesundheitsberufen“ der Robert Bosch Stiftung das Fortbildungsprojekt IPIKA entwickelt.
Projektdurchführung und Projektziel:
Im Zeitraum 2016 - 2018 führte das Projekt IPIKA eine Fortbildungsreihe für Ärzt:innen, Pflegekräfte und Sozialdienstmitarbeiter:innen durch. Durch Einsatz von Simulationspatienten, Kommunikations- und Deeskalationstraining übten die Teilnehmenden in 5 zweitägigen Modulveranstaltungen den konstruktiven Umgang mit Sprachhürden, soziokulturellen Unterschieden und Konfliktsituationen. Im Anschlussprojekt IPIKA Plus war das Projektziel die entwickelten und erprobten Fortbildungsmaßnahmen dauerhaft im Weiter- und Fortbildungsangebot der Charité und der Alice Salomon Hochschule zu institutionalisieren.
IPIKA Plus umfasst 3 Maßnahmen:
- Fortbildungsreihe (5 Module) zur Entwicklung interkultureller Kompetenz für Pflegekräfte, Ärzt:innen und Sozialdienstmitarbeiter:innen der Charité (2018)
- Multiplikator:innen-Kurse für Integrationsbeauftragte in der Pflege in den Charité Centren (2018-2019)
- Konzeption eines berufsübergreifenden Zertifikatskurses für das Weiterbildungsprogramm der Alice Salomon Hochschule Berlin (ab 2020)
Ergebnisse:
Die Evaluation zeigte, dass die Teilnehmenden durch das praxisnahe IPIKA Curriculum eine inter- und transkulturell kompetente Haltung entwickeln konnten. Sie bauten konkrete Handlungskompetenzen im Umgang mit Kommunikationsbarrieren, soziokulturellen Krankheitskonzepten und Konflikten auf und sind für Diskriminierung im Klinikalltag sensibilisiert. Darüber hinaus entwickelten sie konkrete Vorschläge für Maßnahmen interkultureller Öffnung der Klinikstrukturen.
Das IPIKA Fortbildungsprogramm ist seit 2018 im regulären Fortbildungsprogramm der Charité Gesundheitsakademie verankert und wird ab 2019 von der Charité Gesundheitsakademie finanziert. Als ein weiterer Erfolg kann die Implementierung des im Rahmen des Projekts entwickelten berufsübergleitenden Zertifikatskurses am Zentrum für Weiterbildung der Alice Salomon Hochschule Berlin verzeichnet werden. Der Zertifikatskurs ist noch stärker auf den ambulanten Bereich und auf weitere Berufsgruppen zugeschnitten und findet im Zeitraum April 2010 – Dezember 2020 statt.
Website der Geschäftsstelle interkulturelle Kompetenzen im Berliner Gesundheitswesen
Ansprechpartnerin: Baharan Naghavi
Querschnittsstudie: Gibt es Unterschiede zwischen Migranten und Nicht-Migranten mit kolorektalem Karzinom bezüglich der Zufriedenheit mit der Behandlung

Titel der Studie:
Gibt es Unterschiede zwischen Migranten und Nicht-Migranten mit kolorektalem Karzinom bezüglich der Zufriedenheit mit der Behandlung – eine Querschnittsstudie
Ziel der Studie:
Untersuchung möglicher Unterschiede in den demographischen Faktoren, der Ausprägung der Erkrankung und den Beschwerden durch die Erkrankung bei Migranten und Nicht-Migranten mit kolorektalem Karzinom. Zudem sollen potentielle Disparitäten in der Versorgungszufriedenheit zwischen Migranten und Nicht-Migranten mit kolorektalem Karzinom exploriert werden.
Material und Methoden:
Patienten mit kolorektalem Karzinom aus der Datenbank des Charité Comprehensive Cancer Centers von 2004 - 2014, die volljährig waren, wurden postalisch eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Ein Fragebogen zu Migrationshintergrund und kolorektalem Karzinom wurde nach internem Review versendet.
Ergebnisse:
1694 Patienten zur Studie eingeladen. 522 Patienten haben den Fragebogen beantwortet, darunter 85 Migranten aus 34 Herkunftsländern und 437 Nicht-Migranten.
Unterschiede in den demographischen Faktoren fanden sich bezüglich der Beschäftigung: arbeitssuchende Migranten (15,0 %) vs. arbeitssuchende Nicht-Migranten (4,0 %) und bezüglich der akademischen Beschäftigung: Migranten 5,5 % und Nicht-Migranten 10,6 %. Bezüglich des Stadiums des kolorektalen Karzinoms (UICC-Stadium), der aktuellen Behandlung und der aktuellen Beschwerden durch die Erkrankung ergaben sich keine Unterschiede.
Die Migranten zeigten im Vergleich zu den Nicht-Migranten eine geringere Compliance zu Follow-up-Untersuchungen (74,7 %) vs. 88,6 % (p=0,001). Die Zufriedenheit mit der medizinischen Beratung, der medizinischen Behandlung und dem Krankenhausaufenthalt war bei Migranten und Nicht-Migranten hoch und lag jeweils zwischen 7 und 8 auf einer Skala von 0 = sehr unzufrieden bis 10 = sehr zufrieden. Es zeigten sich in diesen Endpunkten keine Unterschiede zwischen Migranten und nicht Migranten. Lediglich bei zwei einzelnen Parametern wurde eine geringe Zufriedenheit bei Migranten vs. Nicht-Migranten nachgewiesen: „Auf meine Fragen wurde eingegangen?“ und „Beteiligung an Therapieentscheidungen“.
Zusammenfassung:
Wir konnten keine Unterschiede in der Schwere der Erkrankung und den Beschwerden durch die Erkrankung zwischen Migranten und Nicht-Migranten nachweisen. Die Zufriedenheit mit der Behandlung und Beratung war in beiden Patientengruppen insgesamt hoch. Migranten zeigten lediglich eine geringere Compliance zu Follow-up-Untersuchungen und waren etwas unzufriedener, was einige Parameter des Patientengesprächs anbetraf.
Publikation:
Leonhardt M, Aschenbrenner K, Kreis ME, Lauscher JC.
Exploring the characteristics and potential disparities of non-migrant and migrant colorectal cancer patients regarding their satisfaction and subjective perception of care - a cross-sectional study.
BMC Health Serv Res. 2018 Jun 7;18(1):423. doi: 10.1186/s12913-018-3232-5.
Leonhardt M, Aschenbrenner K, Gröne J, Kreis ME, Professor, Lauscher JC.
Sources of Support and Information During Disease: An Exploratory Study, Comparing Migrant and Nonmigrant Colorectal Patients in Germany.
J Transcult Nurs. 2019 Sep 13:1043659619875197. doi: 10.1177/1043659619875197.
Vortrag vom 01.04.2019 (Dateidownload 1.3 MB)
Ansprechpartner:
Priv.-Doz. Dr. Johannes Christian Lauscher
Stellvertretender leitender Oberarzt und Bereichsleiter Kolorektale Chirurgie
Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie CBF (Charité Campus Benjamin Franklin)
Hindenburgdamm 30 | 12200 Berlin
+49 30 8445 2948
Ansprechpartnerin AG Interkulturelle Kommunikation
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, Koordinatorin AG Interkulturelle Kommunikation | Webadministratorin

