Optimierte Verfahren in der Diagnostik, Therapie und Rehabilitation
Durch aktive Vorbeugung und Früherkennung lassen sich deutliche Fortschritte in der Bekämpfung von Organtumoren erzielen. Auch falls die Erkrankung bereits eingetreten ist, kann der Krebs durch verbesserte diagnostische und individualtherapeutische Maßnahmen gezielt behandelt werden. Dafür ist aber eine interdisziplinäre und sektorenübergreifende Zusammenarbeit notwendig. Hierfür sind Strukturen, wie sie im Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) kontinuierlich weiterentwickelt werden, eine sehr erfolgreiche Plattform. Die enge Verzahnung zwischen qualitätsgesicherter onkologischer Routineversorgung und neuesten Ergebnissen der Krebsforschung lässt alle Tumorpatienten hier am Behandlungsfortschritt teilnehmen.
Im Folgenden kann nur eine kleine Auswahl von Forschungsprojekten und klinischen Studien Erwähnung finden, die hierzu an der Charité zusammen mit Partnern aus der Grundlagenforschung wie dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch, dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt sowie der Gesundheitswirtschaft in Berlin vorangebracht wurden und internationale Aufmerksamkeit erfuhren.
Es handelt sich um tumormedizinische Weiterentwicklungen in Diagnostik, Therapie und Rehabilitation. Eine sichere Krebsdiagnsoe kann nur durch die mikroskopische (histopathologische) Untersuchung einer Gewebeprobe gestellt werden. Um aber bereits im Vorfeld eine zunehmend hohe Sicherheit in der Frage zu erreichen, wann eine Gewebeentnahme zu empfehlen ist, sind optimierte Diagnoseverfahren notwendig. Zusammen mit industriellen Partnern arbeiten Ärzte, Physiker und Biochemiker der Charité im Comprehensive Cancer Center an neuen Technologien wie zum Beispiel der Fluoreszenzdiagnostik bei Magen-Darm-Tumoren oder der Hochfeld-Magnetresonanztomografie und der MR-Spektroskopie bei Tumoren.
Auch Nebenwirkungen bei Ultraschalluntersuchungen mittels spezieller Kontrastmittel und Bildauswertungstechnologien wie der Elastographie sind hierzu zu zählen. Die aufgeführten neuen Technologien werden auch zunehmend eingesetzt, wenn überprüft werden soll, ob ein Tumor auf eine Therapie anspricht. Ziel ist, ein Therapieversagen möglichst schnell festzustellen und so unnötige Nebenwirkungen einer Behandlung zu vermeiden.
In diesem Zusammenhang gewinnt die moderne molekulare Tumordiagnostik zunehmende Bedeutung. Hierdurch sind nicht nur ganz elementar neue Mechanismen zu Entstehung und Ausbreitung von Tumoren entdeckt und aufgeklärt, sondern bereits in unmittelbare klinische Behandlungen umgesetzt worden. Eine wichtige Voraussetzung für derartige Projekte sind sorgfältig strukturierte Tumorgewebe- und Biobanken inklusive eines klinischen Tumoreregisters. Das Charité Comprehensive Cancer Center hat sich zusammen mit den Pathologischen Instituten der Charité dieser wichtigen Aufgabe intensiv angenommen.
Die skizzierten diagnostischen Forschungsprojekte haben im Rahmen des Cancer Center bereits teilweise zu raschen Fortschritten in der Tumorbehandlung geführt oder lassen dies nach positivem Ausgang der laufenden Studien erwarten. Es geht dabei vor allem um einen wesentlich zielgerichteteren Einsatz speziell entwickelter Medikamente für die Tumortherapie. Darüber hinaus konnte im Charité Comprehensive Cancer Center durch intensive, interdisziplinäre klinische Forschung auch die chirurgische Behandlung und die Bestrahlung von Tumoren in verschiedenen Bereichen weiter verbessert und neue Behandlungsverfahren klinisch erprobt werden.
Unter Nutzung mathematischer Modelle sowie der Computersimulation und modernen Tele-Videotechnologien ist es gelungen, die Präzision chirurgischer Eingriffe im Hirn, der Leber und den Knochen durch gezielte Navigation der verwendeten Instrumente zu steigern und damit die Komplikationsrate und negative Langzeitfolgen in der Tumorchirurgie zu verringern.
Ähnliches konnte in der Strahlentherapie durch bildgestützte dreidimensionale Bestrahlungsplanung und sofortige Nachjustierung während der Bestrahlung erreicht werden. Diese Techniken sind besonders für die hoch präzise Bestrahlung von Tumoren geeignet, die für eine Behandlung schwer zugänglich sind, weil sie zum Beispiel im Hirn oder in der Nähe des Rückenmarks liegen. Auch in der Lunge, wo sich der Tumor allein durch die Atmung ständig bewegt, sind die neuen Bestrahlungstechniken ein großer Gewinn.
Besonders innovative klinische onkologische Forschungsprojekte, welche auf langjähriger und nach wie vor anhaltender Grundlagenforschung der Charité und ihrer Partner beruhen, widmen sich den Möglichkeiten einer sogenannten Krebsimpfung, zum Beispiel beim Nierenzellkarzinom, dem Schwarzen Hautkrebs oder dem Dickdarmkrebs. Hierbei werden nicht, wie bisher meist üblich, nur tumorspezifische Oberflächenstrukturen von Krebszellen angepeilt, sondern es wird insbesondere das bei Tumorerkrankungen gestärkte Gleichgewicht der verschiedenen Immunzellen als therapeutischer Ansatzpunkt gewählt.
In diesem Kontext einer immunologischen Attacke auf den Krebs sind derzeit auch die sich am Charité Cancer Center in vorklinischen und sehr frühen klinischen Untersuchungen befindlichen gentherapeutischen Ansätze zu sehen. Die Ergebnisse dieser Projekte erwartet die Fachwelt mit großer Spannung.
Das Charité Comprehensive Cancer Center sieht sich auch der Versorgungsforschung verpflichtet. Hier stehen umfängliche Studien zur Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten in allen Stadien ihrer Erkrankung, die Analyse des psychoonkologischen Betreuungsbedarfs und die Optimierung der onkologischen Behandlungsresultate durch Sport und Bewegung im Vordergrund.
Mit den dargestellten, sehr unterschiedlich und breit ausgelegten Forschungsprojekten kommt das Charité Comprehensive Cancer Center auch auf diesem Gebiet seinem umfassenden Auftrag und den Erwartungen an ein Onkologisches Spitzenzentrum nach.
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Quelle:
Ein Sonderthema der Berliner Zeitung
Berliner Zeitung Nummer 61, 13./14. März 2010, Seite 15
Links
Sonntagsvorlesung vom 14. März 2010 "Krebs gemeinsam überwinden" (Podcast)
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