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Pflege in der Charité | @Foto: Wiebke Peitz/Charité

Die Onko­lo­gi­sche Pflege in der Cha­rité

Onkologisch Pflegende der Charité — Uni­ver­si­täts­medi­zin Ber­lin übernehmen eine Schlüsselposition in der interprofessionellen Zusammenarbeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der onkologischen Pflege sind zu jedem Zeitpunkt der medizinischen Behandlung kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner mit dem erforderlichen hohen Maß an Fachkompetenz, Empathie und der Fähigkeit, Patientinnen und Patienten und deren Angehörige in Krisensituationen zu begleiten.

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Onkolo­gisch Pfle­gende der Cha­rité — Ihre kom­pe­tenten Ansprech­partner:innen vor, während und nach der medi­zi­nischen Behand­lung

Menschen mit einer Tumorerkrankung benötigen neben der medizinischen Versorgung eine spezielle pflegerische Betreuung.
Komplexe und vielfältige Behandlungstherapien, spezielles Symptommanagement, sowie die psychosozialen Auswirkungen der Erkrankung auf die Betroffenen und ihr soziales Umfeld erfordern qualifiziertes onkologisches Fachpflegepersonal mit Handlungskompetenz.
Dafür sind die onkologisch Pflegenden der Charité kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner während und nach der medizinischen Behandlung und übernehmen eine Schlüsselposition in der interprofessionellen Zusammenarbeit. Dies erfordert ein hohes Maß an Fachkompetenz, Empathie und die Fähigkeit, Patientinnen und Patienten und deren Angehörige in Krisensituationen zu begleiten.

Ansprechpartnerinnen

Anke Jentzsch

Pflegedirektorin Charité

N. N.

Pflegerische Centrumsleitung CC 10

Sandra Hubert

Stellvertretende Qualitätsbeauftragte der Pflege CC12 und CC14

Stephanie Schönbeck

Qualitätsbeauftragte | Abwesenheitsvertretung der Pfleg. Centrumsleitung CC12 und CC14

Dr. phil. Manuela Zimmermann

Leiterin Pflegewissenschaft Charité

Das onkologische Pflegekonzept

1. Pflegerischer Auftrag

Das onkologische Pflegekonzept der Charité wurde mit der Zielsetzung entwickelt, betroffene Patient:innen in allen Organzentren bedürfnisorientiert und umfassend zu betreuen. Basierend auf dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse gewährleisten Pflegefachpersonen eine personenzentrierte Pflege. Dabei werden Fähigkeiten, Bedarfe, Bedürfnisse und Ressourcen der Patient:innen und ihrer An- und Zugehörigen systematisch erfasst, unterstützt und gefördert. Pflegefachpersonen begleiten Patient:innen in unterschiedlichen Lebens- und Krisensituationen, die  Würde der zu pflegenden Person und das Recht auf Selbstbestimmung werden dabei uneingeschränkt sichergestellt.
Pflegefachpersonen orientieren sich im Pflegealltag an dem Zielbild der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Für die Charité – Universitätsmedizin Berlin als Unterzeichner der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland sind die Handlungsempfehlungen zum Ausbau der Palliativversorgung eine Selbstverpflichtung und fester Bestandteil der pflegerischen Betreuung onkologisch erkrankter Menschen.

2. Grundlage der onkologischen Pflege in der Charité

Onkologische Pflege an der Charité setzt sich aus verschiedenen intra- und interprofessionellen Elementen zusammen. Im Vordergrund stehen eine personenzentrierte pflegerische Versorgung und Betreuung der Betroffenen unter Einbezug der An- und Zugehörigen sowie das Sicherstellen der größtmöglichen Patient:innensicherheit. Durch ihre enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Berufsgruppen sind Pflegefachpersonen an komplexen interdisziplinären / -professionellen Entscheidungsfindungen beteiligt.
 

2.1 Pflegeprozess
Die Pflegefachpersonen steuern den Pflegeprozess und koordinieren als Bezugspflegeperson die personenzentrierten Pflegetätigkeiten und Arbeitsabläufe in enger Zusammenarbeit mit den an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen. Durch die systematische Ermittlung des individuellen Pflegebedarfs und die sorgfältige Planung einer aktivierenden Pflege erhalten und fördern Pflegefachpersonen gemeinsam mit den Patient:innen und ihren An- und Zugehörigen die größtmögliche Autonomie und Lebensqualität. Basierend auf den Pflegestandards und Verfahrensanweisungen der Charité gewährleisten Pflegefachpersonen stations- und fachübergreifend eine einheitliche Durchführung von pflegerischen Interventionen, deren Dokumentation und Evaluation. Die Dokumentation der pflegerischen Interventionen und der medizinischen Behandlung bildet die Basis für eine personenzentrierte Patient:innenversorgung.

Bei allen onkologisch erkrankten Patient:innen erfolgt am Aufnahmetag ein standardisiertes Assessment zur Ermittlung des Pflege- und Unterstützungsbedarfs und ggf. die Einleitung unterstützender Angebote anderer Berufsgruppen z.B. Sozialdienst, Psychoonkologie, Physiotherapie, Palliativdienst, Seelsorge.
Beispielsweise beraten die Mitarbeiter:innen des Sozialdienstes frühzeitig zu Fragen der ambulanten Weiterversorgung nach der Entlassung. Den Patient:innen wird bei Bedarf eine Anbindung an einen spezialisierten onkologischen (auch palliativen) ambulanten Pflegedienst empfohlen und organisiert. Darüber hinaus können während der stationären Versorgung von onkologischen Patient:innen der Palliativ-Konsildienst der Charité sowie Ansprechpartner:innen über das Netzwerk der internen kollegialen Unterstützung und Beratung hinzugezogen werden.
 
Das Dokumentationssystem an der Charité ermöglicht es, allen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen und Personen jederzeit relevante Informationen zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Grundlage können jederzeit Entscheidungen über die Durchführung diagnostischer, therapeutischer und pflegerischer Maßnahmen getroffen werden.
 

2.2 Sicherung der Pflegequalität
Zur Förderung und Verbesserung der Pflegequalität führen Pflegefachpersonen bei stationären onkologischen Patient:innen regelhaft eine Pflegevisite durch. Gemeinsam mit den Patient:innen und ihrer An- und Zugehörigen werden in diesem Gespräch die aktuelle Situation sowie Bedarfe, Bedürfnisse und Probleme im Hinblick auf die Erkrankung besprochen. Dadurch können notwendige Maßnahmen eingeleitet und bestehende Interventionen angepasst werden.


2.3 Pflegerisches Aufnahme- und Entlassungsmanagement
Patientenmanager:innen planen und koordinieren, unter Berücksichtigung der Diagnostikterminierung und Bettenbelegung, die Aufnahme der Patient:innen in Absprache mit dem ärztlichen Dienst. Sie übernehmen das Monitoring der voraussichtlichen Verweildauer, des Entlasstermins und das Assessment für den individuellen nachstationären Versorgungsbedarf. In Abstimmung mit dem Sozialdienst und weiteren beteiligten Berufsgruppen organisieren Patientenmanager:innen die ambulante oder stationäre Weiterversorgung.

Das standardisierte Entlassmanagement an der Charité erfüllt den Rahmenvertrag Entlassmanagement nach § 39 Abs. 1a SGB V und ist interprofessionell ausgerichtet. Durch die enge Zusammenarbeit der Pflegefachpersonen, dem Sozialdienst und allen weiteren beteiligten Berufsgruppen wird bei der Entlass- bzw. Verlegungsplanung ins häusliche Umfeld und/oder in stationäre Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit den Patient:innen und ggf. ihren An- und Zugehörigen eine personenzentrierte und bedarfsgerechte Überleitung unter Berücksichtigung spezifischer onkologischer Aspekte sichergestellt.

Das pflegerische Entlassungsmanagement ist ein wichtiger Bestandteil für eine lückenlose und sichere Überleitung der onkologischen Patient:innen und umfasst Assessements und edukative Interventionen nach den Empfehlungen des nationalen Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).


2.4 Patient:innenzufriedenheitsbefragung
Alle stationären und ambulanten Patient:innen erhalten einen standardisierten Fragebogen zur Erfassung der Patient:innenzufriedenheit. Die Auswertung der stationären Patient:innenbefragung erfolgt quartalsweise, der Vorstand, die Klinikumsleitung, die Centrumsleitungen sowie alle Stations- und Funktionsleitungen werden über die Ergebnisse der Zufriedenheitsbefragung informiert. Die Auswertung der Befragung ambulanter Patient:innen erfolgt halbjährlich innerhalb der Centren.


2.5 Verfahrensanweisungen
Um eine professionelle Versorgung der onkologischen Patient:innen stations- und fachübergreifend sicherzustellen, wurden Verfahrensanweisungen zu zentralen onkologischen Pflegeinterventionen erstellt und implementiert. Diese Verfahrensanweisungen werden regelmäßig und auf Basis aktueller (pflege-) wissenschaftlicher Erkenntnisse evaluiert und weiterentwickelt. In diesem interdisziplinären und interprofessionellen Prozess sind Pflegefachpersonen der unterschiedlichen Organzentren aktiv mit eingebunden.
 
Zu den folgenden Pflegeinterventionen wurden bereits fachspezifische Verfahrensanweisungen implementiert (exemplarischer Auszug): 

  • Hautpflege im Bestrahlungsfeld
  • Gabe von i.v. Zytostatika
  • Gabe von oralen Zytostatika
  • Prävention und Behandlung von Zytostatika-Paravasaten
  • Tracheostomapflege
  • Mukositis, Gingivitis und Parodontitis bei Patient:innen mit Chemotherapie und Radatio
  • Umkehrisolation
  • Umgang mit Portkathetersystemen

Bei der pflegerischen Versorgung onkologischer Patient:innen werden Empfehlungen der folgenden nationalen Expertenstandards des DNQP umgesetzt:

  • Nationaler Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege
  • Nationaler Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege
  • Nationaler Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege
  • Nationaler Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege
  • Nationaler Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden
  • Nationaler Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pfleg
  • Nationaler Expertenstandard Förderung der Mundgesundheit (im Aufbau)

Die aktuell geltenden Verfahrensanweisungen sind im Dokumentenmanagementsystem der Charité hinterlegt und für alle Mitarbei:*innen online einsehbar und verfügbar. Sie sind bindend für das multiprofessionelle Behandlungsteam, eine abweichende Handlung muss begründet und in der Patient:innendokumentation dokumentiert werden.


2.6 Zentrale/ dezentrale Qualitätsindikatoren in der Pflege
Für die Gewährleistung einer hohen Versorgungsqualität für ambulante und stationäre onkologische Patient:innen werden die Qualitätsindikatoren in der Pflege zentral und dezentral bearbeitet und weiterentwickelt. Die ausgewählten Indikatoren ergeben sich aus rechtlichen Vorgaben und richten sich nach den an der Charité implementierten nationalen Expertenstandards des DNQP. In regelmäßig stattfindenden zentralen und dezentralen Qualitätszirkeln der Pflege erfolgt ein regelmäßiger Austausch und eine enge Zusammenarbeit mit den Vertreter:innen der fachbezogenen, zentralen Einrichtungen der Charité.

3. Pflegeinterventionen *1) für Patient:innen mit onkologischen Erkrankungen

*1)  Das Kapitel orientiert sich an der Pflegeinterventionsklassifikation (NIC) von Bulecheck GM, Butcher HK, Dochtermann JM, Wagner CM (2016). Hogrefe Verlag, Bern
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Ergänzend zu den pflegeprozessbasierenden, personenzentrierten Pflegeinterventionen sind insbesondere für vulnerable Patient:innen mit onkologischen Erkrankungen spezifische und risikoreduzierende Pflegeaktivitäten und eine langfristige Überwachung von Risiken notwendig.
Pflegefachpersonen leiten diese in enger Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Dienst ein.


3.1 Prävention und Risikomanagement
Für eine systematische Risikoeinschätzung stehen Erfassungsinstrumente und für die Risikobewältigung verschiedene Präventionsempfehlungen für onkologische Patient:innen zur Verfügung.

Das Risikoassessment, die Implementierung der Vorsichtsmaßnahmen sowie die Qualitätssicherung der im folgenden aufgeführten Sturzprävention, Dekubitusprävention, Ernährungsüberwachung, Delirprävention, Schmerzmanagement und Wundmanagement folgen jeweils analogen Strukturen. Für die einzelnen Qualitätsindikatoren werden regelmäßig Checklisten geführt und Maßnahmen abgeleitet.

Ergänzend dazu werden im folgenden Pflegeinterventionen zu den onkologischen Pflegethemen Haut- und Schleimhautprävention, Förderung von Symptom- und Selbstmanagement, Nausea- und Emesismanagement und Interventionen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens beschrieben.


3.2 Sturzprävention
Insbesondere Patient:innen mit einer Tumorerkrankung leiden häufig unter Schwäche bis hin zum Erschöpfungssyndrom Fatigue. Betroffene haben deshalb ein erhöhtes Risiko, sich durch einen Sturz zu verletzen. Basierend auf einem einheitlichen Risikoassessment erfolgt am Aufnahmetag eine erste Sturzrisikoeinschätzung. Die Pflegefachperson setzt die angezeigten allgemeinen und individuellen Vorsichtsmaßnahmen um. In regelmäßigen Abständen wird das Assessment wiederholt und Maßnahmen ggf. angepasst. Sturzereignisse werden einheitlich protokolliert, analog der Zentralen Verfahrensanweisung (ZVA) Sturz werden ggf. Pflegevisiten durchgeführt. Die Ergebnisse der Sturzereignisse werden halbjährlich vom Klinischen Qualitäts- und Risikomanagement zur Verfügung gestellt, um die Patient:innensicherheit und Pflegequalität verlässlich im Blick zu halten und zu erhöhen.


3.3 Dekubitusprävention
Onkologisch erkrankte Patient:innen sind auf vielfältige Weise in ihrer Körperbewegungsfähigkeit eingeschränkt. Fatigue, tumor- oder therapiebedingte Einschränkungen, Mangelernährung etc. erhöhen damit das Risiko für die Entstehung von Dekubitus. Verstärkend kommen therapiebedingt eingeschränkte Zellerneuerung und die dadurch verlangsamte und / oder gestörte Wundheilung hinzu.
Soweit möglich, wird die Mobilität der Patient:innen gefördert und durch Interventionen zur Unterstützung der körperlichen Aktivitäten gestärkt.
In immobilen Krankheitsphasen werden die Patient:innen durch bewusstes Positionieren des Körpers oder eines Körperteils unterstützt, um den Auflagedruck, Scherkräfte und Mangeldurchblutung zu vermeiden, aber auch um körperliches und psychisches Wohlbefinden zu fördern. Bei der bedarfsgerechten Versorgung von hochgefährdeten Patient:innen werden Expert:innen für Mobilisationsförderung, Positionierung und Transfer
regelhaft eingebunden. Die Pflegeexpert:innen beraten überdies zum Einsatz von Spezialbetten und –matratzen. Die Ergebnisse der Dekubitusauswertung werden vom Team Pflegewissenschaft erfasst und in Zusammenarbeit mit dem Klinischen Qualitäts- und Risikomanagement ebenfalls halbjährlich zur Verfügung gestellt, um auch hier die Patient:innensicherheit und Pflegequalität verlässlich im Blick zu halten, zu erhöhen und Maßnahmen abzuleiten.


3.4 Ernährungsüberwachung
Krankheits- und therapiebedingt entwickeln Patient:innen mit Tumorerkrankungen häufig Ernährungsprobleme. Insbesondere eine drohende Mangelernährung muss frühzeitig erkannt werden, um Interventionen zur Veränderung oder Erhaltung des Ernährungszustandes einleiten zu können. Aus diesem Grund erfolgt bei allen Patient:innen am Aufnahmetag die Bedarfsermittlung anhand eines standardisierten Assessments zum Ernährungs-Risiko-Screening (ERS).

Neben einer medikamentösen Behandlung stellt die individuelle Ernährungstherapie einen wichtigen Baustein im Gesamtgefüge der Tumortherapie dar. Eine individuelle und ausgewogene Ernährung kann sich positiv auf den weiteren Therapieverlauf auswirken und trägt maßgeblich zur Lebensqualität von onkologischen Patient:innen bei. Hierzu gehört auch das Gewichtsmanagement – zur Beibehaltung eines ausgewogenen Körpergewichts mit einem günstigen Körperfettanteil – und die Unterstützung der Gewichtszunahme.

Ambulante und stationäre onkologische Patient:innen und deren An- und Zugehörige werden bedarfsorientiert durch das Ernährungsteam beraten. Ergänzend dazu werden die in den Pflegeinterventionen Nausea- und Emesismanagement (3.10) beschriebenen Pflegeaktivitäten individuell auf die Patient*innen ausgerichtet.


3.5 Delirprävention
Patient:innen mit onkologischen Erkrankungen sind besonders gefährdet ein Delir zu entwickeln. Die Bereitstellung einer sicheren und therapeutischen Umgebung, sowie die körperliche und kognitive Aktivierung der Patient:innen mit Delir dient der Vermeidung erheblicher gesundheitlicher Folgen (kognitive und funktionelle Einschränkungen, Erhöhung der Pflegebedürftigkeit, etc.). Das zuverlässige Erkennen eines Delirs im stationären Bereich erfolgt anhand der in der geltenden VA Delirprävention und Delirscreenig beschriebenen Screeninginstrumente.


3.6 Schmerzmanagement
Das Schmerzmanagement erfordert ein hohes Maß an interprofessioneller Kooperation. Gemeinsames Ziel ist die Linderung oder Minderung der akuten oder chronischen Schmerzen auf ein für die Patient:innen annehmbares Maß.

Pflegefachpersonen gewährleisten eine regelmäßige standardisierte Schmerzeinschätzung (Lokalisation, Qualität, Schmerzintensität) durch die Patienten:innen. Sie stellen sicher, dass die Patient:innen eine individuelle analgetische Versorgung erhalten. Sie überwachen und evaluieren sorgfältig die medikamentösen und nicht-medikamentösen Interventionen. Pflegefachpersonen beteiligen sich aktiv beim therapie- und krankheitsbedingten Symptom- und Nebenwirkungsmanagement. Information und Beratung der onkologisch erkrankten Patient:innen und ihrer An- und Zugehörigen sind hierbei wesentliche Elemente.

Die Fortbildung zur algesiologischen Fachassistenz qualifiziert Pflegefachpersonen in den stationären Bereichen die Funktion als Schmerzbeauftragte/r zu übernehmen. Darüber hinaus können die Pflegefachpersonen konsiliarisch einen interprofessionellen Schmerzdienst hinzuziehen.


3.7 Wundmanagement
Die pflegerische Versorgung nach Tumorresektionen und die Behandlung chronischer Wunden benötigen fachliche Expertise, um die Gewebeintegrität zu erhalten oder wiederherzustellen. Patient:innen mit einer Tumorerkrankung leiden krankheits- und therapiebedingt unter Wundheilungsstörungen und damit einhergehenden Schmerzen. Die Basis der Prävention von Wundkomplikationen wird durch eine
Wundversorgung mit der sorgfältigen Auswahl von Wundauflagen gelegt und durch eine standardisierte Wundbeschreibung mit Fotodokumentation sichergestellt. Maligne (exulzerierende Tumorwunden) oder sonstige Wunden, bei denen keine Besserung des Wundzustands zu erwarten ist, erfordern ein besonderes Vorgehen unter Berücksichtigung palliativer Versorgungsansätze.

Dem Anspruch einer modernen Wundversorgung folgend werden die Wundexpert:innen der Bereiche zum ICW *2) zertifizierten Wundexpert:innen weiterqualifiziert. Veranstaltungen von der ICW geforderten kontinuierlichen Re-Zertifizierung sind gewährleistet. Ziel ist, dass ein ICW geschulter Wundbeauftragte/r in jedem stationären Bereich zur Beratung und Anleitung hinzugezogen werden kann.
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*2) Initiative Chronische Wunden e.V.


3.8 Haut- und Schleimhautprävention
Haut und Schleimhäute von Tumorpatient:innen werden durch antitumorale Therapien vorrübergehend geschädigt und die Zellerneuerung erfolgt verzögert. Schmerzhafte Entzündungen beeinträchtigen die Lebensqualität der Patient:innen erheblich und nicht selten ist das kurative Ziel einer Behandlung durch Unterbrechungen, Dosislimitierung oder Abbruch der Therapie gefährdet. Bei Risikopatient:innen ist von daher die Erhaltung und Förderung einer intakten Haut durch den gezielten Einsatz geeigneter Hautpflegeprodukte, das frühzeitige Erkennen von Hautläsionen und die Anpassung der Interventionen bei therapiebedingten Hautreaktionen von besonderer Bedeutung.

Zur Förderung der Mundgesundheit, der Präventionen und der frühzeitigen Erkennung einer oralen Mukositis erfolgt bei gefährdeten Patient:innen täglich eine Inspektion, Beurteilung und Dokumentation der Mundschleimhäute und des Zustandes der Lippen. Zudem werden die Patient:innen zur Selbstinspektion angeleitet und erhalten Informationen zur Anwendung geeigneter Mundspüllösungen.


3.9 Förderung von Symptom- und Selbstmanagement
Patient:innen mit Tumorerkrankungen machen aufgrund ihrer malignen Erkrankung oder durch die Nebenwirkungen antitumoraler Therapien belastende Symptomerfahrungen. Pflegefachpersonen unterstützen die Patient:innen durch die Kombination verschiedener Interventionen, welche den Patient:innen den Umgang mit den eigenen Symptomen erleichtern oder erträglicher machen sollen.

Selbstmanagementförderung und Edukation von Patient:innen und ihren An- und Zugehörigen werden als Auftrag der Pflegefachpersonen betrachtet. Hierzu gehören Mikroschulungen zu speziellen Pflegetechniken und Methoden, die sich in die tägliche stationäre Pflegesituationen einfügen, als auch Anleitung und Beratung in gesonderten Betreuungssituationen.

Für eine sichere häusliche Versorgung sind die Anleitung zum Nebenwirkungsmanagement und die Übernahme (selbst-)pflegerischer Fertigkeiten von besonderer Bedeutung. Diese finden begleitend in den angegliederten Ambulanzen der Charité – Universitätsmedizin Berlin statt.


3.10 Nausea- und Emesismanagement
Patient:innen mit antitumoralen Therapien leiden häufig unter Übelkeit und Erbrechen, die sich nur bedingt medikamentös kontrollieren lassen. Pflegefachpersonen bieten präventive und lindernde Interventionen an. Sie ermitteln Faktoren und kontrollieren Umgebungsfaktoren, die ein Erbrechen auslösen oder dazu beitragen können. Darüber hinaus demonstrieren sie Akzeptanz für das Erbrechen und unterstützen die Patient:innen bei der Auswahl und Erprobung von Kontrollstrategien. Pflegefachpersonen überwachen die Wirkung des Emesismanagements, ziehen Rückschlüsse auf den Ernährungszustand und mögliche Veränderungen im Therapieplan. Sie leisten damit einen Beitrag zur Patient:innensicherheit und fördern den Erhalt von Lebensqualität.


3.11 Interventionen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens
Die Verletzlichkeit und Belastungen von Patient:innen mit einer onkologischen Erkrankung sind hinreichend bekannt und beschrieben. Betroffene und ihre An- du Zugehörigen erhalten an der Charité Unterstützung durch die frühzeitige Einbindung von Psychoonkolog:innen.

Zur individuellen Einschätzung wird das standardisierte Distress–Assessment durchgeführt. Die Ergebnisse werden allen am Versorgungsprozess beteiligten Berufsgruppen zur Verfügung gestellt.

Pflegefachpersonen helfen Patient:innen und ihren An- und Zugehörigen, trotz der krankheitsbedingten Krise, eigene Stärken zu entwickeln, sich an Funktionsveränderungen anzupassen und Lebensanforderungen entgegenzutreten. Sie unterstützen kognitive und verhaltensbezogene Bemühungen, um mit wahrgenommenen Stressoren, Veränderungen und Bedrohungen umzugehen. In der letzten Lebensphase fördern sie, soweit möglich, körperliches und seelisches Wohlbefinden. Für eine umfassende, bedürfnis- und bedarfsgerechte palliative Versorgung der Betroffenen wird der Palliativ-Konsildienst frühzeitig einbezogen.

4. Verabreichen von antitumoralen Therapien

Ein großer Teil der Patient:innen mit Tumorerkrankungen erhalten antitumorale Therapien in Form von Chemotherapie/Antikörpertherapie/Immuntherapie und/ oder Bestrahlung. Im Rahmen der Delegation ärztlicher Tätigkeiten übernehmen Pflegefachpersonen nach ärztlicher Anordnung die Vorbereitung, Verabreichung und Nachbereitung der medikamentösen Versorgung unter sorgfältiger Wahrung der Patient:innen- und
Arbeitssicherheit. Eine engmaschige Überwachung sowie die Beratung und Anleitung zum Symptommanagement unterstützen die Patient:innen und ihre An- und Zugehörigen, Nebenwirkungen antineoplastischer Mittel zu verstehen und auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

5. Onkologische Fachpflege

Die onkologischen Fachbereiche zeichnen sich durch ein sich weiterentwickelndes Qualifikationsprofil der Pflegefachpersonen aus. Dabei ist ein gutes Zusammenwirken der Pflegehelfer:innen, Pflegefachpersonen und Pflegeexpert:innen unerlässlich.

Die onkologischen Fachpflegepersonen aus den einzelnen Organzentren treffen sich zweimal im Jahr für einen fachübergreifenden Austausch und zur kontinuierlichen Erweiterung des Fachwissens. Ziel der internen Vernetzung und Zusammenarbeit ist es, die Versorgungsqualität für ambulante und stationäre onkologische Patient:innen zu verbessern sowie die intraprofessionelle und interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken.
Neben Fachvorträgen von pflegerischen und ärztlichen Expert:innen, referieren Psychoonkologen:innen und Sozialarbeiter:innen zu Themen bei der Betreuung von onkologisch erkrankten Patient:innen und deren An- und Zugehörigen.

6. Personalentwicklung

Der schnelle Fortschritt in der Pflege, Pflegewissenschaft und in der Medizin erfordert von Pflegefachpersonen einen Prozess des lebenslangen Lernens. Der Aufbau und die Weiterentwicklung pflegerischer Kompetenzen sind aus diesem Grund unerlässlich. Für die Personalentwicklung stehen an der Charité unterschiedliche Personalentwicklungskonzepte zur Verfügung.


6.1 Praxisanleitung
Die fachliche Anleitung von Auszubildenden und Pflegestudierenden in allen Bereichen, in denen onkologische Patient:innen versorgt werden, findet anhand von Anleitungskonzepten und durch qualifizierte dezentrale Praxisanleiter:innen statt. Koordinierende Fachpraxisanleiter:innen (KoFaPal) arbeiten eng mit den dezentralen Praxisanleiter*innen auf den Stationen zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Arbeitsaufgaben für die generalistische Pflegeausbildung, um bereits in der Ausbildung für den onkologischen Fachbereich zu sensibilisieren. Zusätzlich werden einmal im Jahr Praxisseminartage für die Auszubildenden im Bereich der Onkologie angeboten.

Die fachliche Einarbeitung neuer Pflegefachpersonen in allen onkologischen Bereichen erfolgt mit Unterstützung der qualifizierten Praxisanleiter:innen primär durch berufserfahrende Pflegefachpersonen anhand von qualifikationsbezogenen Einarbeitungskonzepten.


6.2 Strategie der Fachentwicklung
Zum Erhalt und Ausbau der fachlichen Qualifikation stehen das onkologische Fortbildungsprogramm an allen drei Standorten und das Bildungsangebot der Fortbildungsakademie der Charité zur Verfügung.
Die mitarbeiterorientierte Führungskultur innerhalb der onkologischen Zentren ermöglicht eine gezielte Personalentwicklung, unter anderem durch prospektive Qualifizierungsplanung sowie eine systematische Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen unter Berücksichtigung der spezifischen onkologischen Aspekte.
Stations- und Funktionsleitungen fördern Pflegefachpersonen individuell und mitarbeiterorientiert und führen dazu jährlich Zielvereinbarungs- und Meilensteingespräche.


6.3 Karrierestufen in der Fachlaufbahn
Die Entwicklungsmöglichkeiten von Mitarbeiter:innen in der Fachlaufbahn des Pflege- und Funktionsdienst erfolgt entsprechend der Erfahrungen im Fachbereich, der erworbenen Qualifikation und der Übernahme von Funktionen mit einem besonderen Verantwortungsbereich. Sowohl die zentrale als auch die dezentrale Organisationsstruktur ist auf eine vertikale und horizontale Durchlässigkeit hin ausgerichtet.
Vulnerable Patient:innen mit schweren Erkrankungen sind auf eine fachlich exzellente und an ihren Bedürfnissen und Bedarfen ausgerichtete Pflege angewiesen. Dabei ist ein gutes Zusammenwirken der Pflegehelfer:innen, Pflegefachpersonen und Pflegeexpert:innen vorausgesetzt.


6.4 Studium und Spezialisierung
Umfassendes Fachwissen ist unabdingbar, deshalb unterstützt und fördert die Charité die Akademisierung der Pflege und ermöglicht in Kooperation mit der akkon-Hochschule für Humanwissenschaften ein klinisch orientiertes Studium.

Für den Studiengang Erweiterte Klinische Pflege B.Sc. - Onkologische Pflege werden an der Charité jährlich Stipendien vergeben. Ziel des Studiums ist es, die fachlichen, methodischen, sozialen und personalen Kompetenzen der Pflegefachpersonen zu stärken und weiterzuentwickeln, um den besonderen Bedürfnissen onkologisch erkrankter und sterbender Patient:innen sowie ihrer An- und Zugehörigen gerecht zu werden.

Medizinische Fachangestellte können die Spezialqualifizierung in der Onkologie nach dem Curriculum der Ärztekammer absolvieren.


6.5 Praxisentwicklung
Pflegerische Praxisentwicklung an der Charité stellt sich den Fragen und Herausforderungen komplexer Pflegephänomene. Ziel ist die kontextbezogene Verschränkung von interner und externer Evidenz im Sinne einer bestmöglichen Patient:innenversorgung. Der Einsatz akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen in der Onkologie zielt auf die Förderung der evidenzbasierten Pflege ab. Dabei erfordert ihr Wirken ein hohes Maß an Professionalität und Verständnis für die stations- und klinikspezifischen Abläufe innerhalb der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Das Team Pflegewissenschaft und Praxisentwicklung (HPE) unterstützt Pflegefachpersonen und Stationsleitungen in der Entwicklung von Praxisprojekten und begleiten deren Umsetzung.

7. Interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit

Zur patientenorientierten Abstimmung des Behandlungsverlaufs und gegenseitigen Ergänzung ist eine feste interprofessionelle Kommunikationsstruktur in allen Bereichen der Charité implementiert. Dazu gehören z.B. die gemeinsame Visite, die multiprofessionelle Teambesprechung und Fallbesprechungen. Regelmäßig stattfindende Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen sind Maßnahmen der Qualitätssicherung und gehören zur offenen und sanktionsfreien Fehlerkultur an der Charité. Die ethische Fallberatung ist ein zusätzliches
Angebot von speziell geschulten Mitarbeiter*innen und unterstützt strukturiert z.B. in schwierigen Entscheidungs- bzw. Behandlungssituationen.